»Bemerkenswert nachhallender Film« (Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel) |
...Bergmann interessiert sich für die Jahre vor der
"Umnachtung" dieses Klassikers, für jenes Lebensgewitter, an dessen Ende die
Achtzeiler standen, die Hölderlin "Mit Untertänigkeit Scardanelli" zeichnete -
"Spieluhrenverse" nannte sie einmal der sensible Lebensnacherzähler Peter
Härtling...
Das eigentliche Erlebnis dieses bemerkenswert nachhallenden Films aber ist Hölderlins
Schrift. In fetter, schwarzer Tinte erscheinen die Wörter so auf dem Papier, wie sie
geschrieben worden sein mögen: ruhelos und vital, ein Protokoll zunehmend
unkontrollierbarer Kreativität. Der Schaffensprozeß als ausgeflippte
Hirnstromkurve - und bald ist dieser fremde, ferne Dichter zu Hause in einem Haus, das wie
kein anderes den Wahnwitz der Zeit zu spiegeln trachtet.
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»Einzigartiges Mass an Dichte und Balance« (Helmut Krebs, Filmwärts)
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... Das ist Harald Bergmanns Realismus, daß das Gezeigte nicht durch die Worte herbeizitiert, sondern selbst Zitation, Dokument vom "untergehenden Vaterland" an seinen Plätzen und Palästen ist... Sprache nicht allein formalistisch zu artistischer Lautübung, aber auch nicht im Geplapper und mimetisch Eindeutigen verkommen zu lassen (die typischen-"Filmdialoge"), sondern etwas an den Qualitäten poetischer Rede für uns zu retten, also für die Erkenntnis des Zustandes dieses Landes und unserer Lage darin, dieser Versuch unternimmt stets das Wagnis, über die Grenzen unseres Schatzes an Worten und Film-Vorstellungen hinauszugehen. Dieser "Schatz" ist ärmlich genug, ihn aufzugeben. Wir haben nichts zu verlieren als unsere Sprach- und (Film-) Kunstlosigkeit. Harald Bergmann hilft, uns im untergehenden Vaterland zu retten.
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»Assoziationsreiches Netz aus Bildern, Klängen und Lesungen« (R. M. Richter, L'HEBDO)
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... Faszinierend ist Bergmanns Collage, weil die gefundenen Bilder und Töne mit einer Montagetechnik verdichtet sind, die spontane Sinnzusammenhänge anbietet. Und diese wecken in jedem Zuschauer andere Emotionen und Einsichten in die Hölderlinschen Visionen. Wer sich der suggestiven Kraft von Bergmanns Filmpoesie öffnet - und dies setzt keine Kenntnisse der Hölderlinschen Dichtung voraus -, erlebt diesen Frühromantiker in völlig neuer Weise: Da wird klar, dass der Hölderlinsche Schreibprozess die Montagemöglichkeiten des Mediums Film vorausgenommen hat.
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